Der neue Lyrikband eines Kieler Professors ist erschienen und heißt ausgerechnet "Wrist". Wie der verträumte Ort, durch den man fahren muss, wenn man zwischen Kiel und Hamburg unterwegs ist. Da ist buchstäblich gar nichts. 5 Häuser, zwei Gleise und dahinter nur Moor, Koppeln, Wiesen, vereinzelte Bäume und eine ungeheure Melancholie.
Der letzte Vers des zu dem Buch gehörigen Gedichts lautet:
Hier werd ich sein, wenn nichts mehr ist
nicht Löwe, Land noch Karte
Die Ewigkeit sieht aus wie Wrist
Ich habe Zeit, ich warte.
Herrlich, dachte ich, als ich das las und an die vielen Male denken musste, die ich in Wrist 20min auf dem Bahnsteig stand - die mir jedes Mal wie eine Ewigkeit vorkamen - und auf den Anschlusszug zu meiner Großmutter gewartet habe. Dieses Nichts mitten in Schleswig-Holstein, dieser traurige kleine Ort, von dem man eigentlich nur weg will und dann so ein Gedicht. Ein wenig gekichert habe ich auch und dachte dabei dann an meine Chefin, die dreimal in einer Woche in Wrist 3 Stunden warten musste, weil sich unweit von dem Ort entfernt jemand auf die Gleise gelegt hatte. Da bekommt das Wort "Ewigkeit" in dem Gedicht doch gleich eine ganz andere Bedeutung... *grinst* einige suchen Sie und andere warten darauf, dass sie vergeht und sie endlich da ankommen, wo sie hin wollen. Tja, nach dieser Woche konnte ich mir die Frage auch nicht verkneifen, ob die Bahnstation in Wrist jetzt außer Betrieb gesetzt wird, nun, da alle Einwohner die Ewigkeit gefunden haben...
In diesem Sinne - wer die Ewigkeit sucht, sie liegt in Schleswig-Holstein und wartet nur auf dich! - Tigga
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen