Dienstag, April 04, 2006

Ruhe und Entspannung

Ist das Mangelware in der heutigen Gesellschaft?
Jeder Mensch hetzt durch die Gegend, von Termin zu Termin, zur Arbeitstelle, der Uni, der Schule und wieder zurück. Immer erreichbar, immer flexibel, immer gutgelaunt... Nein, gutgelaunt sieht kaum einer aus, den man am Hauptbahnhof sieht. Eigentlich sehen alle Menschen aus wie der Himmel: grau, eklig, genervt... Sie sehen aus wie Regenwetter. Keiner hat Ruhe und zuhause kann man auch kaum mal die Füße hochlegen. Das geht mir gerade nicht anders. Von meinen Semesterferien hatte ich bekanntlich nicht viel. Ständig renovieren, putzen, Tiere versorgen, dann kamen die Kleinen, dann kamen mehr Möbel, dann musste gestrichen werden und mein Onkel musste versorgt werden, der hier netterweise die ganze Zeit gearbeitet hat. Und dann dieses ewige Gezanke und dieses Gepöbel. Den ganzen Tag lang. Kennt ihr das, wenn man gestresst ist und sich einfach auf die Nerven geht, wenn man sich um jeden kleinen Schwachsinn aufregt und sich unermüdlich in die Haare bekommt? Zusätzlich sind wir wohl beide zu stolz und zu sehr auf unser Recht fixiert, um einfach mal klein bei zu geben, anderenfalls scheint es einem nie zu genügen, wenn der andere klein bei gibt ("Meint der doch eh nicht ernst!"). Und nie Ruhe. Nie Zeit sich mal gemeinsam auf die Couch zu kuscheln. Immer gibt es was zu tun. Selbst im Moment müsste ich eigenlich noch die gesamte Küche aufräumen und ein paar sachen ordnen, Wäsche will zusammengelegt werden und das schon seit Tagen, aber Besuch am Wochenende machte Hausarbeit schier zunichte. Übermorgen naht aber schon wieder der nächste, also wollen morgen 80m² geputzt werden, wenn man aus der Uni zurück ist. Auch einige Türen warten immer noch auf Lack, ein Kommödchen muss zusammengebaut werden und das Chaos im bad verschwinden lassen und eingekauft muss auch noch werden. Wieder keine Chance für Ruhe, bis man einfach umfällt, zusammenbricht, weint, nicht mehr kann.

Warum ist das Leben manchmal nicht einfacher? warum stellt man sich so viele Fragen? warum muss man ständig Erwartungen erfüllen, obwohl eigene nie erfüllt werden? warum haben wir eine solche Ellenbogengesellschaft, dass man sich nichtmal ausruhen kann - die Konkurrenz schläft halt nicht. ... Kleine Katzenbabys leider auch nicht. Ein Grummeln scheucht mich hoch und nun bekrabblt es halt mich, anstatt den halbwegs Schlafenden.

Ich wünsche mir doch eigentlich gar nicht viel. Ich möchte Zeit haben, Zeit um sie zu teilen, Zeit für mich und ein Buch und einen guten Kakao, Zeit für einen ausgiebigen Spaziergang ohne Zeitvorgabe. Zeit zum genießen. Was, wenn ich morgen nicht mehr bin? Sollen dann meine letzten Gedanken der Tatsache gegolten haben, dass ich nicht die Person bin, die die Küchentür streicht, das Katzenstreu kauft oder versucht in den Text Production I-Kurs zu kommen (wisst ihr eigentlich, wie man sich fühlt, wenn man sich wünschen muss, dass jemand krank wird?)? Ich weiß es nicht.

Ich fühle mich ganz schön alleine. Ja, klar, ich bin es nicht,denn ich habe eine eigene sehr kleine Familie, ich kann jeden Sonntag mit meiner Großmutter telefonieren - wer weiß wie lange noch, denn sie ist 94 - und ich kann jede zweite Woche mit meiner Mutter reden. Sie ist so weit weg und das tut so weh. Das Wissen, dass ich mich nicht einfach in den Zug setzen kann, wenn mir danach ist, weil ich statt 10,50 nun mindsten 150€ bezahle, macht mich einfach krank. Klar weiß ich, dass sie glücklich ist und klar weiß ich, dass sie sich immer gewünscht hat auszuwandern und natürlich weiß ich, dass ich immer der Hinderungsgrund war, aber nun, wo sie weg ist, fehlt sie mir unheimlich, obwohl ich schon eine ganze Weile nicht mehr Zuhause wohne.

Die kleine Katze auf meinem Schoß wird mir auch fehlen. Hmm, wenn man es genau betrachtet, dann ist bis jetzt nicht viel Gutes passiert. mein Vogel ist von der Stange gefallen, die Babykatze, die ich behalten wollte ist gestorben, ich hab die Hälfte meines Praktikums im Bett verbracht und die Anmeldung für die Kurse in Englisch verpennt und in Geschichte nur die belegen können, die mich nicht interessierten, meine Geschirrspülmaschine muss mal repariert werden und nun zieht auch noch meine Mutter weg. Das Einzige, was mir Kraft gibt, ist, dass ich nicht ganz alleine bin (und dafür bin ich sehr, sehr dankbar).. dass ich das Glück habe, Gutes tun zu können, meinen Tieren einiges bieten kann und auch Zeit für sie habe und auch das Wissen, dass man alles schaffen kann, wenn man es nur genug will, hält mich am weitermachen, einige Kompromisse ebenfalls. Aber ich glaube, es wird noch steinig und schwierig, bevor alles wieder ruhig läuft, Alltag einkehrt und kein Stress mehr herrscht. Ich hoffe nach Ostern auf ein zwei ruhige Tage, aber da ich da auch schon wieder bald ein Wochenende ehrenamtliche Jugendarbeit leisten muss, denke ich nicht, dass das so bald sein wird. Dabei macht diese Art Arbeit wirklich Spaß: man ist im Grünen, man holt Kiddies mit dem Programm von der Straße, denn sie verbrauchen einen guten Teil ihrer Zeit für sportliche Betätigung, Exkursionsvorbereitung, 1-Hilfe-Kurse und mit der Förderung und Ausweitung ihrer Talente. Einfach prima. Und dafür gibt es dann auch noch Abzeichen und Urkunden, die man im asiatischen und amerikanischen Raum mittlerweile haben muss, um sich zu bewerben.. hach ja, ich schweife ab. Ich denke, ich verprügel jetzt noch ein paar Werwölfe, packe meine Sachen für die Uni, schmeiße den Hund nochmal raus und überrede den mittlerweile Schlafenden, seine Tätigkeit aufs Bett zu verlagern.

In diesem Sinne - habt einen entspannten Alltag und bringt Ruhe in euer Leben -

liebe Grüße,

Tigga.

2 Kommentare:

Camilla hat gesagt…

Oh mann...das klingt sooo traurig...dabei kann ich so gut verstehn was du sagst...und man brauch wirklich nicht depressiv zu sein um das zu empfinden. Vorallem die fragen stellt sich glaub ich jeder früher oder später. Und das Bedürfnis nach Ruhe und Frieden...oder dass man sich auf Sachen eigetnlich freut, sie aber trotzdem als Belastung empfindet...
Dein Post hat mir mal wieder aus der Seele gesprochen..ich hättes nur selber nie so formulieren können...!
Ich hoffe es geht dir wieder besser-das hier ist ja schonne Weile her und dass du die schwere Zeit irgendwie durchstehen kannst!!
Jedenfalls, liebe Grüße!Und ein paar schöne sonnige ruhige Tage:-)

Tigga hat gesagt…

danke für den Kommentar :)
Ich muss selber die Tage mal wieder nach deinem Blog schauen... im Moment ist nur leider so wenig Zeit, womit wir wieder beim Thema wären. Ruhe hatte ich bis jetzt nur zwangsweise, weil meine Körper nichts anderes mehr zugelassen hat, aber von Entspannung kann man nicht reden ;) Nun denn, vielleicht jetzt bald.
Alles wird gut... *g*
Liebe Grüße zurück und bis die Tage,
Tigga.