Dienstag, März 07, 2006

"Kids with Guns"

Nabend allerseits.

Ein stressiger Tag geht zu Ende - endlich.
Nachdem die unglaublich schwierige Frage: "Welches Mikrowellenessen gibbet heute und wie kombinieren wir die vorhandenen Möglichkeiten, um zumindest so zu tun, als würden wir Abwechslung auf den Tisch bringen?" nun geklärt ist, kann ich - trotz irre schmerzendem Nacken - endlich anfangen, euch mal auf den neuesten Stand zu bringen:

Seit gestern mache ich mein von der Uni vorgeschriebenes Praktikum in einer Grundschule. Sollte ich erwähnen, dass ich Kinder unter zehn unheimlich finde?
Hier folgt also grob der Ablauf meines ersten Praktikumstages:
Nachdem ich die Nacht nicht geschlafen hatte (Ich lasse doch nicht die Oscarverleihung aus...), stand ich endgültig um fünf auf, brachte den Hund raus, versorgte die Katzen mit Futter und ein paar kurzen Streicheleinheiten, damit mein Freund fein weiterschlafen konnte und brach dann gegen sechs auf zur Bushaltestelle. Fünf Minuten bis zum Bahnhof, noch eben in die Sparkasse hüpfen und Geld für ne Wochenkarte abheben, rein in den Bahnhof und frieren bis der Zug kam. Hmm. Zug kommt nicht. Noch zehn Minuten bis zur Abfahrt. Zug kommt noch immer nicht. Ein nervöser Blick auf die Uhr. wenn der nicht bald kommt, dann komme ich zu spät. Dann diese nervtötende automatische Bahnhofsansage: "Meine Damen - und Herren - auf Gleis - 4 - der Regionalexpress nach - Lübeck - über - Preetz, Plön, Eutin - fährt - 20 - Minuten später ab." Klasse. Meine Rechnung ergab schnell, dass ich auf die Minute pünktlich sein würde, wenn der wirklich dann auch abfuhr. Glück gehabt. Die Türen schlossen sich "pünktlich" und ich schaffte es Punkt halb acht in der Grundschule zu sein. Ich war ja so gespannt, welchem Lehrer ich dann zwei Wochen lang folgen würde. Schock 1 an diesem Tag war dann, als ich die Lehrerin sah. Ich musste mir ein Lachen wirklich verkneifen, denn sie geht mir nichtmal bis zur Schulter und ist damit so ca. einen halben bis zu einem ganzen Kopf größer als ein Viertklässler. Süß. Allerdings ist sie wirklich nett, und ich kann zumindest in Sachen Unterrichtsgestaltung und Pädagogik einiges von ihr lernen. Insofern ist dieses Praktikum gar nicht sooo ätzend, wie ich dachte.
Schock 2 an diesem Tag war dann die erste Klasse, in der ich zu Gast sein durfte: ausgerechnet eine vierte. Und dann standen die alle erstmal stramm und antworteten im Chor "Guuuuteeeeen Mooorgeeeen..." moah, und sowas dann gleich nach einer schlaflosen Nacht. Die Kinder waren wirklich typisch: laut, unhöflich, fies zueinander und viele wiesen die Mode-Psychosen ala Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom auf. Prima. Genau das Richtige zum endlich wach werden.
Schock 3 an diesem Tag waren die Namen der Kinder, die ich in den ersten zwei Stunden besuchen durfte: Bitte wer nennt seine Kinder Hinnerk oder Käthe? Oder Cinderella oder Mercedes oder Wynona??? Ach ja, merkwürdig, merkwürdig... Nun denn, ich sollte mich vielleicht nicht darüber beschweren, soll doch mein eigener Sohn mal einen sehr ausgefallenen Namen bekommen *vorsichhinlächelt*.
Schock 4 an diesem Tag war die erste Klasse, die ich besuchen konnte: ich hab noch nie irgendwas von Kindern geschenkt bekommen, aber nun nenne ich mehrere hübsche Stifte, zwei Bilder von Tieren und mehrere wunderhübsche "Gemälde" mein Eigen... Irgendwie süß. Auch die Tatsache, dass man ständig von hinten und von vorn umarmt wird und auf Kniehöhe irgendwas "kuscheln" schreit ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig, genau wie die Tatsache, dass eine Traube Mädchen sich um meine zwei Hände streiten, wenn es darum geht zwanzig Meter zurückzulegen. Auch irgendwie süß - aber wirklich, wirklich gewöhnungsbedürftig.

Hach ja, der Unterricht ist größtenteils wirklich interessant und ich bin froh darüber, dass ich nicht rumsitzen muss, sondern mich wirklich einbringen kann, Übungen überwachen, mithelfen, Kinder speziell betreuen... das macht mir wirklich Spaß und naja, mal schauen, was noch so kommt.

Und heute? Zitat des Tages von einem kleinen Jungen mit wiederholtem Nasenbluten: "Ich weiß noch nicht, ob ich morgen komme. Das Nasenbluten geht mir langsam wirklich auf die Nerven..." Erstklässler sind irgendwie süß :)

In diesem Sinne - gebt euren Kindern vernünftige Namen.

Tigga.

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