Dienstag, Mai 30, 2006

Der Wanderer ins Nichts

Ein ziemlich übler Titel für einen Text.
Irgendwie weiß man schon so, was dem Titelhelden passieren wird und seit ich diesen Titel las, lässt mich der Gedanke nicht los, dass einige Leute wirklich so ihre Grabrede überschrieben haben könnten. Was ist mit all den Leuten, die alleine auf ihrem Sofa sitzen und nichts zu tun haben, ausser nachzudenken? Mit all denen, die im Leben für sich keinen Platz sehen oder keine Aufgabe? Die einfach existieren und eventuell auch leben, aber kein Leben führen?
Ich saß heute im Bus Richtung Uni - bezeichnenderweise kam die Sonne exakt in dem Moment heraus, in dem ich endlich sicher im Bus saß - und hatte wir immer Zeit. Kennt ihr das? Der Bus hält mal hier mal dort; rechts abbiegen, eine rote Ampel, die nächste Haltestelle... Jedenfalls kann man hunderte von Menschen beobachten, die vorrübergehen und man kann oftmals sehen, wie sie leben. Was tragen sie? Welche Tüten schleppen sie? Sind sie alt oder jung? Oh, in dem Alter schon ein Kind? Naja, die Eltern sehen ja auch so aus, als wäre Verhütung ein Fremdwort für sie. Okay, sie sehen so aus, als wäre Fremdwort ein Fremdwort für sie, aber immerhin scheinen sie das gute alte Familienleben zu würdigen. Aber, sind all diese Menschen glücklich? Haben sie einen Platz im Leben, der sie ausfüllt und ihnen mehr gibt als nur die Berechtigung zur Existenz? Was ist mit den angesprochenen Eltern. Sind sie wirklich glücklich mit ihrer Entscheidung? Nimmt ihnen das nicht sämtliche Freiheiten und ein ganzes Stück Privatssphäre? Wie verhalten sie sich? Bereuen sie es oder sind sie wirklich glücklich damit eine Familie zu sein?

Mittlerweile frage ich mich, ob meine Grabrede auch mit "Der Wanderer ins Nichts" überschrieben werden könnte, doch ich kann es mir nicht vorstellen. Ich hab so viel zu tun, ich werde so viel tun und ich habe so sehr das Gefühl mitten in meinem Leben zu stehen und glücklich zu sein und zu werden, dass ich mir wenig Gedanken darum machen muss, und doch mache ich sie mir trotzdem. Wie wird es sein, wenn ich alleine bin? Was, wenn ich wirklich mal irgendwann einsam auf meinem Sofa sitze und zu nichts mehr zu gebrauchen bin?
Meine Mutter wollte sich umbringen, als mein Vater starb. Sie fühlte sich alleine und zurückgelassen. So würde es mir auch gehen, auch wenn ich mir um soetwas keine Gedanken mache und auch keine machen will. Allein ein paar Stunden allein zu überstehen, ist schon eine harte Probe für mich, wie soll es dann sein, wenn es Tage oder gar Monate und Jahre sind? Wie gesagt, ich denke nicht darüber nach.
Die Sonne kommt auch endlich wieder raus (sie hat exakt die zwei Stunden aus voller Kraft geschienen, die ich in der Uni war - kaum war ich hier aus dem Bus begann der Platzregen. Das Wetter mag mich nicht!) und ich werde mich mal hier um alles kümmern. Neun Katzen wollen versorgt werden, wobei, vier nur indirekt und der Hund hat auch ein wenig Aufmerksamkeit verdient.

In diesem Sinne - nicht vom Wetter verarschen lassen -

dat Tigga.

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