Freitag, Juli 21, 2006

Es ist mal wieder Krieg..

Israel greift den Libanon an, der Libanon greift Israel an.. der Iran droht und warnt und die USA behaupten, man hätte "ein Recht auf Verteidigung"... prima. Ich schließe mich da Tucholsky an, der in seinen Schnipseln sagte:

zum Thema Krieg:


"Krieg! Krieg!
Großer Sieg!
Sieg in Albanien und Sieg in Flandern!"
Und es starben die andern, die andern, die andern ...
"Der Krieg", hat einmal ein sterbender französischer Offizier gesagt, "ist eine
viel zu ernste Sache, als daß man ihn den Militärs anvertrauen könnte."
Der Krieg ist eine üble Angelegenheit, und es wird nicht leicht fallen, dem
Soldaten klar zu machen, Mord sei erlaubt, ja Pflicht, und das viel geringere
Delikt des Diebstahls sei Verbechen.
Du sollst nicht töten!, hat einer gesagt.
Und die Menschheit hörts, und die Menschheit klagt.
Will das niemals anders werden?
Krieg dem Kriege!
Und Friede auf Erden.
Die Zahl der deutschen Kriegerdenkmäler zur Zahl der deutschen Heine-Denkmäler
verhält sich hierzulande wie die Macht zum Geist.
Es ist zu wünschen, daß es im nächsten Kriege kein Hintergrund gäbe, damit auch
die Frauen der Männer, die heute noch in einem Massenmord eine gewaltige
Leistung sehen, zu spüren bekommen, was er bedeutet.
Es wird die Zeit kommen, wo man pathoslos und sachlich einsehen wird, daß es
klüger und ökonomischer ist, keine Kriege zu führen.
Generäle können keinen Krieg führen, wenn sie keine Soldaten haben.
Kriege werden viel mehr gemacht, als sie entstehen - wer da mit magischen
Geschichten kommt, hat viel zu gewinnen im Kriege - und wenig zu verlieren.
Für einen anständigen Menschen gibt es in bezug auf seine Kriegshaltung
überhaupt nur einen Vorwurf: daß er nicht den Mut aufgebracht hat, Nein zu
sagen.
Wer im Kriege gefallen ist, ist für einen Dreck gefallen.



Und was sagt Kunert?


Ich bringe eine Botschaft,
Und die heisst: Keine Sicherheit. Der auf Frieden
Hofft wie auf das Stillestehen der Zeit,
Ist ein Narr. Wohl: Die Waffen ruhen
Ein wenig, und die Toten der letzten Schlachten
Ruhen ein wenig, doch
Die Lebenden ruhen nicht.

Der im stahltapezierten Felsenzimmer
Die Raketen richtet
Auf die Brust seines Kameraden drüben, auf
Dessen Mutter und Stadt und Feld und Land, muss
Wissen, dass
Auf der anderen Seite die gleichen Ziele
Anvisiert werden: Sicherheit
Findet sich im Nirgendwo. Nicht getroffen
Von dem alles verheerenden Schuss
Werden einzig die Generationen, die vorher
Ins Nichts sich begaben.

Mit bleichen Gesichtern
Durchblättern am frühen Morgen die Städter
In den rollenden Zügen die Zeitungen hastig:
Wie steht der Kampf
In den brennenden Dschungeln von Laos,
Auf der anderen Seite des Erdballs?
Mühselig buchstabierend lesen sie die Namen
Äusserst fremder Orte und Generäle, die
Sie gleichgültig liessen, ahnten sie nicht:
Ihnen
Erwächst Gefahr.

Durch die noch stillen Wälder ziehen sich
Panzergräben
Auf den Landkarten erst, doch wer durch die Wälder
Geht, spüret
Schon einen Hauch.

Tödlichem Gas gleich
Wallt über uns die Gewohnheit: wem es nichts
Ausmacht,
Mit einem Bein im Grabe zu stehen, wird bald
Mit beiden drin liegen.


Auf einem Vulkan lässt sich leben, besagt
Eine Inschrift im zerstörten Pompeji.

Und die Bürger der vom Meere geschluckten
Ortschaft Vineta
Bauten für ihr Geld Kirchen, deren Glocken
Noch heute mancher zu hören vermeint, statt
Einen schützenden Deich.

Der ich, ähnlich vielen, wenig
Neigung verspüre
Mein Dasein fortzuführen
Als unterseeisches Geläute, als mehr oder
Weniger klassische Inschrift,
Bringe nur eine kurze Botschaft: Keine Sicherheit
Heisst sie.

Solange die Zerstörung einträglicher ist
Denn Aufbauen, und
Solange
Nicht abgeschafft sind,
Derer die Einträglichkeit ist, solange
Wird vielleicht hin und wieder sein: Ein wenig
Ruhe. Sicherheit
Keine.



So und ich gönne mir jetzt Ruhe. Sicherheit? Wohl eher nicht... man weiß ja nie, worauf die dumme Welt jetzt wieder kommt. Also, Gute Nacht allerseits,

Inga.

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